Wissenschaftscoaching

Zum Wintersemester werden wir ca. zwei Dutzend Studierende in der ersten Kohorte unseres Studienprogramms „Master of Higher Education“ zulassen. Das Studium ist ja mit einer starken Fokussierung auf die Projektarbeit angelegt — sie ist als ein eigenes Modul im Umfang von 20 Leistungspunkten im Studiengang verankert, das bereits im ersten Semester begonnen wird (s. unser Lehr-Lernkonzept zum Masterprogramm).

Um die Studierenden zum Selber-Forschen im Rahmen des Blended Learning-Szenarios hinzuführen und ihnen den Einstieg in die hochschuldidaktische Forschung zu erleichtern, werden wir (die Lehrenden des Masterprogramms) als Wissenschaftscoaches fungieren: Darunter verstehen wir eine Art Mentoren, die selbst im Bereich universitären Lehrens und Lernens als Wissenschaftler arbeiten und die Studierenden in ihrem individuellen Entwicklungsprozess unterstützen. Das tun wir im Rahmen von Coaching-Gesprächen, die sich auch als „Lernkonversationen“ (Harry-Augstein & Thomas, 1991) beschreiben lassen: Wir geben Hilfestellung, Anregung und Rat zu Fragen der konzeptionellen Ausrichtung, zum Forschungsdesign und zum konkreten methodischen Vorgehen im Forschungsprojekt.

Dass solche Coachinggespräche und individuelle Beratungen eine sinnvolle Funktion in Studienprogrammen einnehmen, wurde vor Kurzem auch empirisch nachgewiesen (z.B. Seifert, Balsam & Newig, 2016). Daneben wird schon seit einiger Zeit immer wieder betont, wie wichtig es für Studierende und Graduierte ist, „Mentoren“ zu haben, die neben den wissenschaftlichen Aspekten auch mal zu Fragen konsultiert werden können, die nicht unmittelbar mit dem Forschungsprojekt in Verbindung stehen, die aber für den eigenen Qualifikationsprozess ebenso relevant sind:

Students who graduate with a strong track record of research success, a diverse skill set, a broad network, the ability to market themselves with clarity of purpose, are well positioned to make the transition from graduate school into meaningful work, and the transitions they will face throughout life (Lee, Plant et. al., 2015).

Auch für solche Fragen sollte das Wissenschaftscoaching Raum bieten. Ich bin schon gespannt, wie die Gespräche laufen und freue mich schon auf die gemeinsame Arbeit an den verschiedenen Projekten und Themen. Natürlich gehen wir auch hier die Sache nicht als „Expertokraten“ an (Moldaschl, 2001), sondern wir verstehen uns im Rahmen des Coachings eher als Lernbegleiter: Schließlich steht nicht das „Belehren“ oder das normative Vorgeben von Strukturen oder Entscheidungen im Vordergrund, sondern das gemeinsame und persönliche Herausarbeiten von Lösungsansätzen für die Problemstellungen, die sich im Rahmen des Projektstudiums und darüber hinaus ergeben.

So verstehen wir das Wissenschaftscoaching insgesamt als eine dialogorientierte wissenschaftliche Beratung und Studienreflexion: Zur Unterstützung beim Projektstudium, zum Transfer von Inhalten aus den Themenmodulen mit der eigenen wissenschaftlichen Projektarbeit und zur allgemeinen Reflexion über das eigene Studium.

Nähere Informationen zum Konzept des Wissenschaftscoachings finden sich auf unserer Webpage zum Master of Higher Education.

Literatur

  • Harri-Augstein, E. S. & Thomas, L. F. (1991). Learning conversations. The self-organised learning way to personal and organisational growth. London: Routledge.
  • Lee, N., Plant, P., Khayat, Z. & Reithmeier, R. (2015). Training the trainers. The importance of mentorship in graduate education, University Affairs / Affaires universitaires. Verfügbar unter http://www.universityaffairs.ca/career-advice/career-advice-article/training-the-trainers/
  • Moldaschl, M. (2001). Reflexive Beratung. In N. Degele, T. Münch, H. J. Pongratz, & N. J. Saam (Eds.), Soziologische Beratungsforschung. Perspektiven für Theorie und Praxis der Organisationsberatung (pp. 133–157). Wiesbaden, s.l.: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Seifert, A., Balsam, R., & Newig, J. (2016). Evaluation der Reflexion: Erste Ergebnisse zur Überprüfung der Wirksamkeit eines semesterübergreifenden Begleitangebots auf spezifische Aspekte der Persönlichkeit. In M. Merkt, C. Wetzel, & N. Schaper (Eds.), Blickpunkt Hochschuldidaktik: Vol. 127. Professionalisierung der Hochschuldidaktik (pp. 251–260). Bielefeld: wbv.

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