Wissenschaftlicher Mut

Wissenschaft zu betreiben erfordert Mut. Das geht schon mit der Entscheidung für eine wissenschaftliche Karriere los, die wohl immer ein riskantes (weil kaum planbares und schwierig zu antizipierendes) Unterfangen darstellt. Wenn man sich den „Weg zum Wissenschaftler“ mal genauer anschaut, scheint es fast seltsam, dass viele wissenschaftliche Leiter, Lehrstuhlinhaber etc. nicht gerade als besonders verwegene Typen erscheinen (so ist zumindest mein Eindruck aus mittlerweile immerhin vier Universitäten). — Sicherlich schlägt im Alltagshandeln bei vielen schlichtweg irgendwann das Bedürfnis nach Sicherheit, Planbarkeit, Verlässlichkeit etc. durch, was sich dann in entsprechenden Entscheidungen für oder gegen Forschungsthemen, Projekte, Drittmittelanträge etc. widerspiegelt.

Ich bin froh, dass ich in meinen bisherigen wissenschaftlichen Arbeitskontexten eigentlich immer in Institutionen gelandet bin und mit Leuten arbeiten konnte, die tatsächlich noch wissenschaftlich „mutig“ vorgehen — indem sie sich an Grundlagenthemen ran trauen, gezielt Felder suchen, die Berührungen mit anderen Fachbereichen aufweisen oder Projekte anstoßen, die im eigentlichen Sinn innovativ sind, ohne dabei irgendeiner hochschulpolitischen Mode zu folgen.

In meiner „alten“ Heimat Baden-Württemberg gibt es seit kurzem einen mit 30.000 € dotierten Preis für mutige Wissenschaft, der nun erstmalig durch das Wissenschaftsministerium vergeben wurde. (Carsten Könneker hat vor ein paar Wochen hier davon berichtet.) Der Preis soll einen Anreiz schaffen, sich wieder stärker wissenschaftlich riskanten Projekten zu widmen und sich auch „entgegen der Erwartungen der Peers“ (sprich: Gutachterkommissionen für Projektförderungen) zu trauen, solche Projekte anzugehen.

Ich finde, ein solcher Preis ist aktuell genau das richtige hochschulpolitische Signal. Schade, dass er deutschlandweit (noch?) einmalig ist. Neben der hochschulpolitischen Dimension kann der Preis aber vielleicht sogar individuell dazu motivieren, sich auf wissenschaftliches „Neuland“ zu begeben: Er zeigt, dass — zumindest prinzipiell — auch Rückschläge und Erfahrungen des „Scheiterns“, die wir wohl alle ab und an auf dem wissenschaftlichen Weg erleben, nicht ausschließlich auf dem Stapel unseres virtuellen Schatten-CV’s landen müssen.

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