Method(olog)isch?

Aktuell bin ich im Ruhrgebiet: An der Universität Duisburg-Essen hatte ich mich bereits im Juli für die Winter School 2016 beworben und ein paar Monate drauf dann die Zusage erhalten.

Titel der Veranstaltung ist „Interdisziplinarität in der Qualitativen Bildungsforschung„. Sie wird vom Interdisziplinären Zentrum für Bildungsforschung (izfb) ausgerichtet und mit Mitteln des BMBF bezuschusst. Besonders interessant waren für mich bisher das Podiumsgespräch zum Auftakt, in dem Christine Wiezorek (Justus-Liebig-Universität Gießen), Rainer Winter (Universität Klagenfurt) und Anja Tervooren (Universität Duisburg-Essen) ihre jeweiligen disziplinären Zugänge zur Bildungsforschung und interdisziplinären Anschlussperpektiven vorgestellt haben, sowie eine Keynote von Daniel Wrana (Fachhochschule Nordwestschweiz), in der auch die Rhetorik als ein eigener Ansatz diskutiert wurde. Thematisch passend zu der Methodenarbeit stand am Montagabend auch eine Führung durch das Steinkohlebergwerk Zeche Zollverein auf dem Programm (s. Bild)…

Ganz besonders freue ich mich heute noch auf das abendliche Kamingespräch, zu dem u.a. Rita Casale (Bergische Universität Wuppertal) und Harm Kuper (FU Berlin) eingeladen wurden. Den Abschluss bildet morgen dann eine Keynote von Shirley Steinberg mit dem Titel „Employing the Bricolage„, die extra von der University of Calgary (Kanada) eingeflogen wird.

Bisher sind die Beiträge der Referenten und Diskutanten für mich absolut bereichernd — schade nur, dass aufgrund des „hands-on“-Charakters, der eben auch Peer-Werkstätten und Workshops vorsieht, nur wenig Raum für ein Vertiefen der methodologischen Grundsatzfragen, die dort aufgeworfen werden, bleibt. Es würde sich aus meiner Sicht bspw. durchaus lohnen, mal die verschiedenen qualitativen Ansätze, die in den Arbeiten angewendet werden, zueinander in Bezug zu setzen und (vielleicht auch an konkreten „Fällen“, d.h. konkreten Forschungsprojekten der Teilnehmenden) in ihrer Reichweite, ihrem Problemzuschnitt etc. kritisch zu reflektieren.

Stattdessen konzentriert sich die Arbeit in den verschiedenen Panels auf eher forschungspraktisch ausgerichtete Problemstellungen und eben „forschungsmethodische“ Fragen bzw. „Troubleshootings“. Die interpretative Auseinandersetzung mit empirischem Material aus den Qualifikationsarbeiten der Teilnehmer steht halt im Fokus der Veranstaltung, was aber auch von vornherein in der Ausschreibung so gesetzt war…

Die Winter School könnte man aus meiner Sicht mit den Experten für die jeweiligen Forschungsansätze (bspw. Ethnografie, Diskursanalyse, dokumentarische Methode, Habitushermeneutik etc.) ohne Schwierigkeiten aber auch zu einem Forschungsseminar ausbauen,  in dem ein Austausch eben über die methodologischen Grundfragen und zentrale Probleme der qualitativen Bildungsforschung diskutiert werden — Expertise dazu wäre auf jeden Fall vorhanden. Und wer weiß: vielleicht würde sich die eine oder andere praktische Problemstellung erst gar nicht in dieser Form ergeben, wenn ihr eine vertieftere Auseinandersetzung mit den methodologischen Fragen und der wissenschaftstheoretischen Anlage einer Arbeit voransteht…

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