Science Education
Eine internationale Konferenz, die sich speziell mit „Wissenschaftspädagogik“ (Science Education) befasst? Ich war schon ziemlich gespannt, als ich im Winter durch Zufall auf diese Veranstaltung und den zugehörigen Call for Papers gestoßen bin und hatte mich zur Sicherheit gleich mit zwei Abstracts beworben, die auch beide angenommen wurden. Vor vier Tagen war es dann soweit und eine aus meiner Sicht rundum gelungene Konferenz nahm ihren Anfang.
Interessant war für mich speziell die Session zum Thema New Technologies for Science Teaching, die ich als „Chair“ moderieren durfte. Dabei ging es um den Einsatz von Apps in der Lehre, (Garry Falloon), um die didaktische Implementation sozialer Netzwerke in einem Format der beruflichen Bildung (Ombretta Pediconi), einen sehr spezifischen Beitrag zum Einsatz einer Simulationsmethode im Übungsbereich der Ingenieurwissenschaften (Olga Pustovalova) sowie um eine qualitative Studie über den Zusammenhang von Learning Analytics und der Studierendenmotivation (Margarita Elkina).
Meine eigenen Beiträge hatte ich im Zuge der Vorbereitungen zu Konferenzpapern ausgearbeitet, die jeweils anderen Sessions zugeordnet waren — ich hatte zuerst eine Präsentation (1) im Track Curricula Session Planning, in dem ich das Modul „Wissenschaftsforschung“ vorgestellt habe, für das ich in unserem Masterprogramm Higher Education verantwortlich bin. Eine zweite Präsentation (2) war im Track Studies in Science Education eingeordnet: Dieser Beitrag befasste sich aus einer wissenschaftstheoretischen Perspektive mit der Frage, wie man in den Bildungswissenschaften anhand von Design-Experimenten aus der Beobachtung konkreter Fälle theoretisches Wissen ableiten kann, ohne sich einer „evidenzbasierten Bildungsforschung“ zu verschreiben. Mit beiden Beiträge habe ich auch das Double-Peer-Review-Verfahren durchlaufen und sie sind nun auch beide im Conference-Proceedings-Band erschienen:
- Schmohl, T. (2017). Science Studies: An integral part of a research-based master’s degree curriculum. New Perspectives in Science Education, 6, 52-56. (PDF)
- Schmohl, T. (2017). The role of abduction as an inferential process and means of knowledge creation in Design Research. New Perspectives in Science Education, 6, 551-555. (PDF)
Das waren ganz „klassische“ Impulsreferate mit anschließender Diskussion im Rahmen der „Parallel Sessions“. Daneben gab es als Präsentationsformate noch eine einleitende und eine abschließend Keynote, außerdem Postervorstellungen und die Virtual Presentations, wie man sie von anderen internationalen Tagungen kennt.
An dieser Konferenz waren aus meiner Sicht gleich mehrere Dinge besonders gut. Zunächst mal kamen (darüber gab die Konferenzstatistik Aufschluss, die wir zu Beginn ausgehändigt bekommen haben) über 80 % der Teilnehmenden aus dem Hochschulsektor; die übrigen Teilnehmenden arbeiten in anderen Bildungseinrichtungen (9 %), Forschungszentren (4 %), Ämtern / öffentlicher Sektor (4 %) und Bildungsverbänden (3 %). Damit war schon mal ein deutlicher akademischer Fokus gesetzt.
Die Größe war für meinen Geschmack auch genau richtig so: Es gab 192 registrierte Teilnehmer, vorrangig Wissenschaftler/innen. Die Beiträge waren in 14 thematische Bereiche eingeteilt, wobei in drei parallele Sessions aufgeteilt wurde, zwischen denen man wechseln konnte.
Schwerpunkte waren u.a.:
- Science Education Projects and Initiatives
- Enhancing Student’s Motivation
- Science Communication
- Science Teaching Methods
- Studies on Science Education
- Training of Science Teacher
- New Technologies for Science Teaching
Neben der professionellen Organisation fand ich besonders anregend, dass durch die kurzen Wege und eine sinnvolle Anzahl von Pausen genügend Raum zum Austausch da war. Ganz besonders beeindruckend an dieser Konferenz war, wie viele Nationen vertreten waren — nämlich 44 (!), die sich zudem auch wirklich über den ganzen Globus verteilten. Mehr waren es bei anderen Konferenzen, die ich letztes Jahr besucht hatte, auch nicht — und die BERA, SRHE oder EARLI SIG Tartu waren bspw. deutlich größer… 🙂
Die nachfolgende Karte gibt einen Überblick, von woher überall die Leute angereist waren… Fazit für mich: Viele neue Kontakte, sehr gute Gespräche am Rande und eine schöne Breite an Themen rund um akademische Bildung, die mir einiges an Impulsen und durchaus auch „neue Perspektiven“ eröffnet haben.