HRK versus Wissenschaftsrat

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) erteilt der Idee einer Deutschen Lehrgemeinschaft, die der Wissenschaftsrat vor Kurzem in einem Positionspapier vorgeschlagen hatte, eine klare Absage.

Das geht aus einer Pressemitteilung hervor, die eben veröffentlicht wurde. Die Idee einer neu zu gründenden Organisation zur Förderung der Hochschullehre wurde in den vergangenen Tagen kontrovers diskutiert, nachdem im Wissenschaftsrat vorletzten Freitag (28.04.) ein Positionierungspapier dazu diskutiert und verabschiedet worden war. (Ich hatte mich in einem Blogpost bereits einen Tag, bevor das Papier in den Wissenschaftsrat ging, damit auseinandergesetzt; s. hier.) Nach Ansicht des Wissenschaftsrats wäre ein Pendant zur Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sehr zu begrüßen, weil dadurch dauerhafte Fördermöglichkeiten für die Lehre und Qualitätsentwicklung entstünden:

Die Stärkung der Lehre an den Hochschulen kann langfristig und systemweit am besten dann gelingen, wenn sie als Gemeinschaftsaufgabe aller verantwortlichen Akteure, Ebenen und Personen wahrgenommen und entsprechend verzahnt wird.
Hierzu ist grundsätzlich ein verstärkter Austausch zwischen den Lehrenden vor Ort wie auch hochschulübergreifend, im Fach wie auch fächerübergreifend, unabdingbar. Analog zum Bereich der Forschung, wo Reputation über Kooperation, Austausch und Bewertung durch nationale und internationale Fachkolleginnen und Fachkollegen (peers) hergestellt wird sowie Ergebnisse auf Konferenzen diskutiert und publiziert werden, sollten auch im Bereich der Lehre die Leistungen, Ideen und Erfahrungen von Einzelnen und Teams für ihre peers sichtbar sein, diskutiert, bewertet und idealerweise in andere Hochschulen und Fächerkulturen transferiert werden.

Das Positionspapier kann hier abgerufen werden.

In ihrer heutigen Mitgliederversammlung kam die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) nun nach Diskussion des Papiers zu dem Ergebnis, sich gegen die Positionierung des Wissenschaftsrats auszusprechen. HRK-Präsident Horst Hippler gab dazu folgendes Statement ab:

Eine dauerhaft wettbewerbliche Förderung von Lehre wäre ein zweifelhaftes Unterfangen. Zum einen wäre es das politisch völlig falsche Signal, jetzt in großem Umfang eine institutionell verwaltete Programmförderung anzukündigen, während es den Hochschulen seit langem an einer Grundsicherung ihrer Lehrkapazitäten fehlt. Zum anderen sind dem wettbewerblichen Vergleich von Lehre und Lehrprojekten Grenzen gesetzt.

Ich finde es ein gutes und richtiges Signal, sich anstelle einer breit angelegten Drittmittelfinanzierung, auf die die Vorschläge des Wissenschaftsrats letztlich hinauslaufen würden, für eine grundständige Sicherung von Lehrkapazität auszusprechen. Die HRK tut dies mit Verweis auf ihre bisherigen Aktivitäten in diese Richtung, wie das Projekt „nexus“ oder den gemeinsam mit dem Stifterverband ausgelobten Ars legendi-Preis.

Vielleicht wäre es ja langsam an der Zeit, anstelle ein neues wettbewerbsorientiertes Förderungskonzept zu etablieren oder weiter projektbezogen zu agieren, nun grundlegend in die forschungsbasierte Entwicklung von Lehre zu investieren? Denn wie sollte man sich eine nachhaltige Strategieentwicklung für die Lehre vorstellen, wenn eine Reflexion über die Entwicklungsziele noch gar nicht systematisch mitgedacht wird?

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